Christoph Schneider, Podebuls

Der Landwirtschaftsreformator Johann Christian Schubart, geboren in Zeitz, als „von Kleefeld“ geadelt, in Würchwitz bei Zeitz tätig, wo er das dortige Rittergut kaufte, berichtet mehrfach auch über seinen Nachbarn, den tüchtigen Bauern Christoph Schneider (1734-1801) im benachbarten Podebuls. 1

Schubart wurde in Deutschland bekannt durch seine von der Preußische Akademie der Wissenschaften in Berlin 1783 gekrönte Preisschrift über den Futterkräuterbau. Er ließ die Preisschrift unentgeltlich verteilen zusammen mit einem Vorwort „Gutgemeinter Zuruf an alle Bauern, die Futtermangel leiden“ (24.2.1784). Darin: Ein braver und angesehener Bauer in dem Dorfe Podebuls, welches dicht an mein Wohngut Würchwitz grenzt, der besser düngt und klüger wirtschaftet und überhaupt mehr wert ist als mancher, der in seidenen und mit Gold verbrämten Kleidern stolziert, er heißt Christoph Schneider, begegnete mir immer recht höflich und freundschaftlich, fragte mich um dieses und jenes. Und ich gewann den ehrlichen Mann so lieb, dass ich ihn zum öftern bitten ließ, des Abends mit mir zu essen. Da redeten wir denn von der Wirtschaft und ich lernte viel von dem Manne. Aber bald darauf, nachdem ich angefangen hatte, die neuere Wirtschaft ernstlich zu treiben, und mein Nachbar Schneider sah, dass Gott meine Mühe und Arbeit segnete, lernte er von mir, tat mir den Futterbau nach, hielt so wenig Brache als möglich, vermehrte sein Vieh, machte vortreffliche Ernten, kam auch dadurch in Stand, seinen Geschwistern verschiedene tausend Taler aus dem Gut hinauszuzahlen und setzte seine Wirtschaft in einen solchen Zustand, dass ihm die Kurfürstlich-Sächsische Landes-Oeconomie-Manufaktur- und Kommerziendeputation vor zwei Jahren zwei Prämien von 20 Rtlr. und noch dazu eine doppelte Prämienmedaille zum Ehrenzeichen gab. 2

Auf die von der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin 1785 gestellte Preisaufgabe über die Stallfütterung reichte Schubart 1786 gleichfalls eine Schrift ein. Er erhielt allerdings nicht den Preis. Darin über Christoph Schneider: Er habe sein Gut 1765 für ungefähr 6 000 Meißnische Gulden übernommen und blieb seinen Geschwistern 5 000 Gulden schuldig, die mit 5 Prozent zu verzinsen waren. Er besaß 130 Morgen Feld, davon 1/3 Brache, hielt 12-15 Stück Rindvieh, welches im Sommer geweidet und im Winter mit Stroh gefüttert worden sei. Bei dieser Wirtschaft wäre er niemals seine Schulden los geworden. Er habe die Brache abgeschafft, Klee angebaut, halte 1785 nun 30 Stück Rindvieh, davon 20 Milchkühe, verkaufe 87 Fässchen Butter, jedes zu 12 Pfund, nehme für Butter 130 Taler und 12 Groschen und für Käse 21 Taler in nur vier Monaten ein. Die Ernteerträge seien wohl nicht um die Hälfte, so doch mindestens um ein reichliches Drittel gestiegen. Er habe seine Schulden bis zum Jahre 1781 bis auf den letzten Groschen bezahlt und habe überdies an seine Geschwister 3 000 Gulden und von seinen sechs Kindern in diesem Jahr einer Tochter, die einen Bauern in Suxdorf geheiratet habe, 1 000 Gulden bares Geld mitgegeben. 3

Friedrich von Kleist (1746-1819), Rittmeister a. D., auf Rammenau (Sachsen), verheiratet 1783 mit Gräfin von Hofmannsegg, schrieb 1786 an einen seiner Freunde: Da der durch des Herrn Geheimrats Schubart Schriften bekannte Bauer Schneider nicht weit von Würchwitz in einem andern Dorf wohnte, gingen wir auch hin. Wir fanden die Hofgebäude fast neu gebaut. 29 der prächtigsten Kühe, nebst zwei Bullen, lagen dicke gefüttert bei den vollgestreckten Raufen im Hofe. Mit fünf dicken, prächtigen und großen Pferden fuhr er und sein Knecht nach dem Felde. Dieser Bauer hat dem Herrn Geheimrat in seiner ganzen Wirtschaft, ausgenommen den Krappbau, nachgefolgt und befindet sich seit sieben Jahren, wo er das Gut mit sechtstausend Talern Schulden und einigen Kühen angenommen, in dieser blühenden Verfassung. Er hat nicht allein seine Schulden abgezahlt, sein Gut in besten Stand gesetzt, sondern auch noch vor vier Wochen eine Tochter mit tausend Talern ausgestattet. Als ich dem Bauern meine Verwunderung darüber bezeugte, gab er mir ganz treuherzig zur Antwort: Säen Sie nur Klee, so werden Sie schon erfahren, was Sie für Vieh und Korn haben werden. Dies sind redende Beispiele. Wer sollte solchen Beispielen nicht folgen. 4

  1. Müller, Hans-Heinrich, Ein Wohltäter der Menschheit. Johann Christian Schubart von Kleefeld, herausgegeben vom Kleefestverein Würchwitz, Würchwitz 2004.
  2. Schubart, Johann Christian von, Ökonomisch-kameralistische Schriften, Teil 2, 3. Auflg., Leipzig 1786, S. 100; Abdrucke des Zitats: Quellen zur Geschichte des deutschen Bauernstandes in der Neuzeit, herausgegeben von Günther Franz, Darmstadt 1963 (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte in der Neuzeit. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe), S. 297; Stammbaum und Geschichte des Geschlechtes Schneider, o. O., o. J (1935), S. 16, und folgende, jüngere Auflg., bearbeitet von Gerhard Kreuter.
  3. Nach Müller, Fußnotte i, S. 40; am 9. Mai 1786 heiratete Christoph Schneiders ältester Tochter Christina Andreas Biegler in Suxdorf.
  4. Schubart von Kleefeld, Ökonomischer Briefwechsel, Leipzig 1787, S. 399-394 (35. Brief). Der Besucher Friedrich v. Kleist hatte vorher, mit Brief vom 24.3.1786, an Schubart geschrieben und seinen Besuch, mit seiner Frau, angekündigt (13. Brief, S. 247-263, S. 263). Der Besuch war am 24.3.1786 (Schubart, Ökonomischer Briefwechsel, 1986, S. 480 (hier allerdings „E. von Kleist“, wohl Lesefehler). Die Identifizierung des Briefeschreibers und Besuchers ist zu verdanken Herrn Sigurd v. Kleist, Vorsitzender des v. Kleistchen Familienverbandes.