Wanderlied

Von Rudolf Hochheimer

Brauch nicht weit hinauszugehn,
will ich mich erquicken,
meine Heimat lässt mich sehn
Bilder zum Entzücken:
Felder, Wiesen, Fluss und Quell,
Berg und Tal und Heide,

das gibt fahrendem Gesell
täglich neue Freude.
leicht das Herz und froh der Sinn
zieh ich aus, zieh ich hin.
Hab fast ’s ganze Vaterland
wandernd schon durchzogen
und bleib doch mit Herz und Hand,
Heimat, dir gewogen.
Weg und Steg sind mir vertraut
seit der Jugend Tagen.
Darum lässt ein Heimatlaut
s‘ Herz mir höher schlagen.

Wächst hier auch kein edler Wein
auf den sonn’gen Hügeln,
Dir will ich mein Leben weihn,
mag’s der Tod besiegeln.
Lauschig‘ Fleckchen sonder Zahl
weiss ich hier zu finden,
und so will ich überall
der Heimat Lob verkünden.

Komm, mein alter Wanderstab,
dich will ich ergreifen,
sollst mit mir bergauf, bergab
s‘ Heimatland durchstreifen,
wo die gold’ne Jugendzeit
ach so schnell entschwunden,
wo viel Glück und manches Leid
ich auch hab empfunden.

Rudolf Hochheimer, geboren 19.11.1861 in Zeitz, gestorben 28.4.1927 in Zeitz, Sohn von Therese Hochheimer, geb. Garcke, betätigte sich in der Ende des 19. Jahrhunderts entwickelnden Wanderbewegung.